Die Bändigung der Schlangengurken: Yamato 3 Feet

Monika Gehlsen am 3. November 2014 mit Samenträgern der Gurke "Yamato 3 Feet"

Als wir noch Kinder waren und in den 1950-er Jahren in den Gärten unserer Eltern und der Nachbarn die dort angebauten Gurken bestaunten, waren das vor allem die Universalsorte „Delikatess“ und vielleicht ein oder zwei andere, die so ähnlich aussahen. Es gab aber auch Schlangengurken und (eher als Ausnahme) dicke grüne oder gelbe Schälgurken. Irgendwie haben uns damals die „Chinesischen Schlangen“ mit ihren langen krummen Früchten am meisten fasziniert.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir Gurken im eigenen Garten ausprobieren konnten. Nun gab es eine ganze Menge schlanker Neuheiten für den Freilandanbau, aber wir waren am meisten an den Chinesischen Schlangen interessiert. Inzwischen hatten wir auch gelesen, dass diese Sorte bzw. dieser Typ besonders gut mit feucht-kühlem Herbstwetter fertig würde und länger als alle anderen im Ertrag bliebe. Samen davon gab es für wenig Geld in jedem Gartencenter, aber der Anbau brachte eine Enttäuschung.

Allein schon die Fruchtform entsprach nicht dem, was wir in Erinnerung hatten, und dass die Pflanzen im Herbst besonders lange durchhielten, konnten wir auch nicht feststellen. Hinzu kam eine gewisse Bitterkeit, die immer wieder in Erscheinung trat. Es herrschte also rundum Ernüchterung. Es scheint, dass die „Chinesischen Schlangen“ in Europa heute nur noch ein Nischendasein führen und dass auf die Sortenpflege keine Sorgfalt mehr verwandt wird. Die alten Selektionen aus den 1950-er Jahren sind vielleicht verloren gegangen.

Es lag also nahe, sich woanders umzusehen, und so haben wir im Laufe der Zeit 2 oder 3 Sorten aus Japan ausprobiert. Als beste hat hat sich „Yamato 3 Feet“ erwiesen. Yamato war eine der historischen Provinzen Japans und gilt als das japanische Kernland. Heute steht das Wort nicht nur für die Gegend, sondern allgemein für das alte, echte, bessere Japan und wird gern benutzt, um die traditionellen japanischen Werte zu beschwören. Zu der Geschichte gehört auch, dass die Japaner im 2. Weltkrieg das größte Schlachtschiff aller Zeiten „Yamato“ getauft haben.

Die Messlatte liegt also hoch. Der Sortenname deutet an, dass die Früchte bis zu 3 Fuß = 91,5 cm lang werden können. Das haben sie bei uns nicht ganz geschafft, aber bis zu 75 cm lange Schlangengurken kann man durchaus erwarten. Die Früchte sind absolut bitterfrei und haben die knackige Konsistenz von Einlegegurken, sind also nicht so weichfleischig wie Salatgurken aus dem Supermarkt. Tatsächlich kommen die Pflanzen auch gut mit unserem mitteleuropäischen Herbstwetter zurecht und können bis in den Oktober hinein frische Gurken liefern.

Man kann also sagen, dass diese Sorte dem Anspruch, der mit ihrem Namen verbunden ist, wirklich gerecht wird. Und wir haben endlich unsere alten Schlangengurken wieder, und zwar in einer noch deutlich verbesserten Form. Beim Anbau im Garten gibt es keine Besonderheiten zu beachten. Er erfolgt genau so wie bei anderen Freilandgurken. Unser Bild zeigt Fruchtformen, wie sie beim Anbau auf ebener Erde entstehen. Lange, gerade Gurken treten dabei nur ausnahmsweise auf. Wer darauf Wert legt, sollte die Sorte an einem Spalier anbauen, was ebenfalls problemlos möglich ist.

Sie finden Samen von „Yamato 3 Feet“ in unserer Liste unter der Nummer 1118K.

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