Sieht man es ihnen an?

Was Monika Gehlsen hier respektvoll betrachtet, sind die schärfsten Paprikas der Welt: „Bhut Jolokia“ aus Indien.

Um das Jahr 2000 kursierte zum ersten Mal das Gerücht, dass in Nordindien der schärfste Paprika der Welt gedeiht. Das rief den damaligen "Rekordhalter" auf den Plan: Frank Garcia, der in den USA die Sorte "Red Savina" gezüchtet hatte, zweifelte einfach an, dass es etwas schärferes geben könne als seine Sorte.

Tatsächlich wurden in den folgenden Jahren aus Indien einige Chili-Sorten eingeführt, die zu den Arten Capsicum annuum oder C. frutescens gehörten und die der Superscharfe sein sollten. Messungen zeigten aber, dass sie um mindestens den Faktor 10 daneben lagen. Außerdem war klar, dass der schärfste Paprika der Welt ein Capsicum chinense sein musste.

Paprikaschärfe wird in Scoville-Einheiten (Scoville Hotness Units = SHU) gemessen. 1000 SHU bedeuten, dass die Schärfe von 1 Teil Paprika in 1000 Teilen Wasser noch zu schmecken ist. Inzwischen kann der SHU-Wert mit Hilfe chromatographischer Methoden, die unmittelbar die Konzentration der schärfegebenden Substanz Capsaicin ermitteln, auch objektiv gemessen werden.

"Normale" scharfe Paprika haben einige 1000 SHU. Sehr scharfe Capsicum annuum und C. frutescens (wie z.B. "Bailey Pequin" und "Tabasco") bringen es auf einige 10.000 SHU. Bei etwa 100.000 SHU setzen die scharfen Sorten von C. chinense (wie verschiedene "Habanero"-Formen, "Jaune de Burkina" oder "Fatalii") ein, die es z.T. auf über 300.000 SHU bringen. Für "Red Savina" war der Wert 570.000 angegeben worden. Das also war der Maßstab für den "schärfsten aller".

Schließlich tauchte er in einer Probe, die das Paprikainstitut (CPI) der Universität von New Mexico aus dem Teeanbaugebiet Assam im Nordosten Indiens erhalten hatte, doch noch auf: "Bhut Jolokia" (assamesisch für "Geisterpaprika"), ein Capsicum chinense mit schlanken roten Früchten. Die Sorte wurde zunächst im CPI vermehrt und auf ihre Eignung getestet.

Im Jahr 2005 war es dann soweit: Die Sorten "Orange Habanero", "Red Savina" und "Bhut Jolokia" wurden einem umfassenden Vergleichsanbau unterzogen, und es wurde die Schärfe von Früchten gemessen, die in gleicher Weise kultiviert worden waren. Das Ergebnis: "Orange Habanero" mit 357.729 SHU, "Red Savina" mit 248.556 SHU und "Bhut Jolokia" mit 1.001.304 SHU. Erstaunlich war das schlechte Abschneiden des bisherigen Rekordhalters. "Bhut Jolokia" aber wurde als schärfster aller bekannten Paprikas bestätigt.

Im Frühjahr 2007 konnte man erstmals "Bhut Jolokia"-Samen aus dem CPI kaufen. Wir haben die Sorte wie unsere übrigen Capsicum chinense kultiviert und damit guten Erfolg gehabt. "Bhut Jolokia" ist allerdings unter unseren Bedingungen langsamwüchsig und empfindlich gegen niedrige Temperaturen im Winter und zu hohe im Sommer. Eine ordentliche Ernte haben wir erst 2008 von überwinterten Pflanzen erhalten.

"Bhut Jolokia"-Früchte sind wirklich extrem scharf und zudem extrem aromatisch. Es sind praktisch 3 "Habanero" oder 3 "Fatalii" in einer Frucht. Dafür kann man von den letzteren Sorten mit dem gleichen Aufwand vielleicht eine 3 mal so große Ernte erzielen. Von daher muss man also den "Geisterpaprika" nicht haben. Wie vieles aus unserem Angebot ist er etwas für solche Gartenfreunde, die das Besondere suchen. Sie finden ihn unter der Nr. 2109B.

Die Schärfe der "Bhut Jolokia" in dieser Schüssel würde man noch in einigen 100 Kubikmeter Wasser schmecken.


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