Gelbe Pfingstrosen - gibt's die eigentlich auch?

Unser Titelbild 2008 zeigt Monika Gehlsen am 6. Mai 2007 vor einer Großen Gelben Strauchpäonie (Paeonia ludlowii - unsere Katalog-Nr. 4650), die gerade im Erblühen ist.

Ja, es gibt sie, aber die vorhandenen gelben Kulturformen sind noch lange nicht perfekt. Auch die neuesten "gelben" Staudenpfingstrosen zeigen nur blassgelbe Tönungen. Gelbe Strauchpäonien-Züchtungen bringen z.T. prächtige, kräftig gefärbte Blüten hervor, aber sie haben die kurzen, krummen Blütenstiele der Wildart Paeonia lutea geerbt. Ein echter Lichtblick sind einige der neuen intersektionellen Hybriden, wie z.B. die berühmte "Bartzella". Insgesamt aber werden die Züchter hier noch eine Weile zu tun haben.

Von Natur aus vollkommen sind die wenigen gelben Wildpäonien, die wir kennen, denn bei ihnen gibt es keine Entwicklung. Sie sind und bleiben, wie sie immer waren, mit größerem oder kleinerem dekorativen Wert. Eine Wildart kann prächtig, bescheiden oder auch unscheinbar, doch niemals hässlich sein, und es ist uns überlassen, ob wir sie im Garten haben wollen oder nicht. Typisch für Wildpflanzen ist allerdings, dass sie manchmal etwas empfindlich sind und in der Gartenkultur nicht so recht wachsen wollen.

Auf Paeonia ludlowii trifft das in keiner Weise zu. Sie ist sicherlich die prächtigste aller gelben Wildpäonien. Zur Entwicklung der Gartenformen hat sie bisher kaum beigetragen, denn sie wurde erst 1936 in Südost-Tibet entdeckt, und die Züchter haben bei ihrer Arbeit vor allem auf die bereits bestehenden Sorten zurückgegriffen. Während Paeonia lutea relativ unscheinbar und auch empfindlich ist, ist P. ludlowii kaum totzukriegen. Unter guten Bedingungen bildet eine Pflanze schließlich einen Busch von 2,5m Höhe und 4m Breite.

Und was für einen! Aus einem "Wald" von Zweigen entspringen im Mai fast gleichzeitig die eleganten lindgrünen Blätter und leuchtend gelbe ("butterblumengelbe") Blüten. Obwohl die Blüten bei dieser Päonie vielleicht nicht das wichtigste sind ( sie ist - mit den Worten der "Gartenphilosophen" - eine "Gestaltpflanze") haben sie die respektable Größe von etwa 8cm und das intensivste, reinste Gelb, das sich denken lässt. Die Blätter wachsen auch nach der Blüte weiter, bis der Strauch einen wahrhaft tropischen Eindruck macht.

Die Pflanzen haben wahrscheinlich anderes verdient, aber wir verwenden sie vor allem zum Verdecken einiger hässlicher Plätze in unserem Garten, wie z.B. der Wasserstelle (siehe das letzte Bild unter Nr. 4750). Leider haben wir kein Schloss mit zugehörigem Park, wo diese prächtige Päonie am besten zur Wirkung käme und auch ihrem eigenen Adel entsprechend würdig untergebracht wäre. Wir denken aber, sie wird sich bei jedem wohl fühlen, der ihre Schönheit zu schätzen weiß und ihre geringen Ansprüche erfüllt.

Paeonia ludlowii entwickelt sich prächtig bei freiem, sonnigem Stand in nahrhafter Erde. In ihrer Heimat wächst sie zumeist in lichten Wäldern auf ziemlich trockenem, steinigem Boden. Deshalb nimmt sie auch bei uns gern mit solchen Verhältnissen vorlieb. Wichtig ist vor allem, dass die Wurzeln genügend Raum haben. Wer eine große Rasenfläche besitzt, kann die Pflanze als prächtigen Solitär verwenden. Ein schattiger Platz z.B. in Hausnähe führt zu schlankerem, eleganterem Wuchs und bietet auch einen gewissen Frostschutz.

Die Winterhärte kann in unseren Breiten ein Problem sein, denn bei strengem Frost erfrieren die Triebspitzen mit den bereits angelegten Blütenknospen. Wenn das passiert, muss man sich im nächsten Frühjahr mit dem Blattschmuck zufrieden geben. Man sollte das erfrorene Holz wegschneiden und wird mit Staunen erleben, wie schnell sich die Pflanze aus ihrem enorm großen Wurzelstock wieder aufbaut. Es gibt Gartenliebhaber in winterkalten Gegenden, die P. ludlowii allein wegen der dekorativen Blätter kultivieren.

Paeonia ludlowii lässt sich ausgesprochen einfach und zuverlässig aus Samen heranziehen. Es dauert ein paar Jahre bis zur ersten Blüte, aber die Pflanzen erfreuen uns schon bald mit ihrem hübschen Laub. Die großen Samen sollten im Frühjahr mit etwa 20 cm Abstand 3 cm tief auf ein Freilandbeet ausgelegt werden. Ein Jahr später erfolgt dann die Keimung. Die Sämlinge wachsen zügig heran und sind nach 2 Jahren Wachstum so groß und kräftig, dass sie im Herbst an ihren Bestimmungsort gesetzt werden können.


Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg mit dieser Pflanze aus dem Land des Dalai Lama!

Vorherige Titelbilder: