Die Trompeten der Engel - in den Garten geholt

Monika Gehlsen zusammen mit der Freiland-Engelstrompete Datura innoxia am 30. August 2007.

Wie die Trompeten der Engel - falls es welche gibt - wirklich aussehen, wissen wir nicht. Im Bereich der Zierpflanzen meint man mit "Engelstrompeten" einige Arten strauchartiger Nachtschattengewächse mit langen, hängenden, weißen oder farbigen Blüten, die zumeist stark und angenehm duften. Sie gehörten früher zur Gattung Datura ("Stechapfel"), heißen aber heute Brugmansia arborea, aurea, sanguinea usw.

Abgesehen davon, dass musizierende Engel ihre Posaune oder Trompete vermutlich nicht nach unten halten, erscheint der Name ganz passend. Die Pflanzen sind so bekannt, dass sich eine Beschreibung erübrigt. Allenthalben werden im Frühjahr Jungpflanzen angeboten, die dann im Sommer - in Töpfen oder Kübeln stehend - Balkone, Terrassen oder auch Gärten schmücken. Angemessene Bedingungen und gute Pflege lassen manch ein Exemplar viele Jahre alt werden.

Diese Engelstrompeten sind keine eigentlichen Freilandpflanzen. Die Heimat der verschiedenen Arten sind Andenregionen zwischen Kolumbien und Chile mit mildem subtropischen Klima. Deshalb verlangen sie im Garten einen warmen, windgeschützten Standort mit günstigem Mikroklima und fühlen sich auch auf zugigen Balkonen nicht wohl. Damit die Pflanzen keinen Schaden nehmen, müssen sie im Herbst rechtzeitig wieder ins Haus geräumt werden.

Inzwischen ist auch eine "Teufelstrompete" mit außen violetten und innen weißen Blüten im Angebot. Diese Pflanzen sind einjährig und deshalb (im Gegensatz zum Teufel selbst) nur kurzlebig, tragen aber ihre Blüten wirklich aufrecht. Teufelstrompeten gehören zur Art Datura metel, die im subtropischen und tropischen Asien und Afrika zu Hause ist. Deshalb sind sie ebenfalls sehr wärmebedürftig und bei uns nur mit Einschränkungen für den Garten geeignet.

Uneingeschränkt gartentauglich, robust und reichblühend, mit großen aufrechten duftenden Trompetenblumen ist hingegen Datura innoxia aus dem südlichen Nordamerika. Ihre Blüten sind weiß, aber kann man sich wirklich einen Engel mit einer bunten Trompete vorstellen? Diese "Engelstrompete" ist eine Staude, die mit einem knolligen Wurzelstock überwintert. Sie wächst etwas stärker als die bisher genannten in die Breite, kann aber dennoch mehr als1m Höhe erreichen.

Die Vermehrung erfolgt am einfachsten durch Samen. Er wird ab Februar wie der von Tomaten oder Paprika ausgesät und auch genauso weiterkultiviert. Mitte Mai in den Garten gesetzte Jungpflanzen bringen bereits im ersten Jahr einen vollen Flor. Es lohnt deshalb eigentlich nicht, die Wurzelknollen im Herbst auszugraben und ähnlich Dahlien zu überwintern, zumal sie einen sehr kühlen und nicht zu trockenen Lagerplatz benötigen würden.

Außerdem ist das Überwintern im Keller in der Regel nicht nötig: Einen "normalen" deutschen Winter überstehen die Pflanzen ohne weiteres im Freien. Sicherheitshalber kann etwas Winterschutz aufgebracht werden. Für den Fall, dass die Pflanzen in einem extremen Winter dennoch erfrieren, sollte man ein paar Samen aufheben und die Kultur von Neuem beginnen.

So ist diese Freiland-Engelstrompete wirklich eine Pflanze für "intelligente Faule" (eine Forderung, die Karl Förster an eine gute Gartenpflanze gestellt hat). Warum um alles in der Welt begegnet man ihr so selten in den Gärten? Auch mit dieser Frage hat sich - im Hinblick auf andere Pflanzen - der Altmeister der deutschen Staudengärtnerei oft beschäftigt und gefunden, dass sie sich eigentlich nicht beantworten lässt.

Sie finden Samen der Freiland-Engelstrompete Datura innoxia unter der Nummer 3261J bei den Größeren Einjahresblumen.

Die oben abgebildeten Freiland-Engelstrompeten haben einige Jahre ohne Schutz an Ort und Stelle überwintert. Den Rekordwinter 2008/09 mit bis zu unter -25°C haben sie aber nicht überstanden. Das folgende Bild zeigt Pflanzen am 4. September 2009, die Anfang März ausgesät worden waren.


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